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Ein Spruch kommt schnell und dann ist es auch schon vorbei, du bist sauer und überlegst dir tagelang einen guten Konter. Was braucht es um die Schreckenssekunde zu überwinden? Viel Übung + ein gutes Gefühl für die Situation + Mut + danach: Austausch mit Anderen. Spoiler: Dabei kommt nicht immer ein schlagfertiger Konter raus!
Wir (Julia, Cosima und Nils) geben seit einigen Jahren Schlagfertigkeitstrainings gegen Sexismus und Rassismus. Auf unserem Instagram-Kanal und unter dem Beitrag findest du Sprüche, die uns häufig begegnen und inspirierende Reaktionen darauf. In diesem Text wollen wir die "Pause-Taste" drücken und genauer hinschauen. Sexismus zeigt sich ständig, mal ganz leise und mal unübersehbar: In der Kneipe mit Freund*innen, im Internet oder auf der Straße und natürlich auf Arbeit!
Wer einen sexistischen Spruch bringt ist entscheidend für deine Reaktion. Wichtig für deine Einschätzung des Gegenübers sind dabei diese drei Punkte:
Deine Reaktionen werden auch auf Gegenwehr stoßen und häufig nicht nur positiv aufgenommen werden. Pass auf dich und andere auf!
Erstaunlich viele Leute wissen nicht, wie scheiße sich Sexismus im Alltag anfühlt. Jede noch so kleine Nachhilfe, kann die Welt für dich und andere etwas angenehmer machen.
Die Ziele deiner Aktion können dabei ganz unterschiedlich sein: einfach widersprechen, deine Meinung sagen, jemandem, der dir wichtig ist geduldig erklären, was dein Problem damit ist.
Je nach Spruch und Situation, dem Ort und deinem Gegenüber hast du unterschiedliche Handlungsoptionen. Bist du gut drauf, konter! Hast du ein mulmiges Bauchgefühl oder keine schlagfertige Antwort parat, stelle eine Frage und verschaff dir Zeit! Ist das dein Lieblingsstreitpunkt, diskutier! Musst du dich nur noch rechtfertigen, beende die Diskussion. Kommst du alleine nicht weiter, frag deine Kollegin, was ihr beide das nächste Mal tun könntet! Wird es gefährlich, hau ab. Und vieles mehr...
Auch wenn du eine sexistische Situation mitbekommst, kannst du etwas tun: Frag nach, biete Hilfe an und unterstütze nach Absprache. Manchmal kann es schon helfen eine laufende Situation zu unterbrechen ("Tschuldigung, wo ist denn hier der nächste Geldautomat?"). Pass auf, dass du niemanden mit deinem Eingreifen in eine Situation bringst, die diese Person nicht möchte oder für sie gefährlich werden kann!
Die eine richtige Handlung gibt es nicht. Was für dich in einer bestimmten Situation das Richtige ist, das kannst nur du wissen. Mach dir keine Vorwürfe, wenn du nicht zufrieden warst. Die nächste Situation kommt auf jeden Fall - sad but true.
Also: Mach den ersten Schritt und überwinde die Schrecksekunde - egal was du sagst! Tausch dich mit Anderen über deine Erfahrungen aus. Sexismus und Antifeminismus sind gesellschaftliche Probleme, organisiert euch dagegen!
Schlagfertiger Konter: "Nice! Gilt halt nicht für alle Frauen - bis dahin gibts noch viel zu tun."
Positionieren: "Dein sogenannter "Gender-Quatsch" ist superwichtig im Kampf gegen Diskriminierung!"
Schlagfertiger Konter: "Ein Mann ist doch keine Altersvorsorge."
Diskutieren: "Wieso sollte ich das tun?"
Schlagfertiger Konter: "Da habe ich wesentlich mehr Angst, wenn ich in deutsche Bierzelte gehe."
Diskutieren: "Wie kommst du darauf?"
Schlagfertiger Konter: "Ich fänd's eigentlich schöner, wenn ich auspacke und Sie mein Mittagessen kochen."
Diskutieren: "Wie meinen Sie das?"
Verbündete suchen: Ich sage nichts und frage meine Kollegin danach, ob der Chef ihr sowas auch schon mal gesagt hat.
Schlagfertiger Konter: "Du bist wohl in den 50er Jahren hängen geblieben, was?"
Diskutieren: "Du denkst also, ich kann nicht für meine Kinder da sein?"
Positionieren: "Mal abgesehen davon, dass du das gar nicht weißt, ob sie überhaupt Kinder möchte ist, das echt diskriminierend von dir! Frauen können auch Karriere und Familie wollen."
Schlagfertiger Konter: "Und du, willst du für deine Kinder da sein?"
Schlagfertiger Konter: "Schön, dass du jetzt Frauen auch in die Augen sehen kannst."
Diskutieren: "Erzähl doch mal, was hat #MeToo für dich verändert?"
Abbrechen: "Autsch." und weggehen.
Schlagfertig: "Tschuldigung, hat jemand ein Taschentuch, ich muss mir meine Tränen wegwischen."
Positionieren: "Das geht an meiner Realität vorbei."
Schlagfertig: "So unter Nicht-Sexisten muss ich dir sagen, deine Aussage gerade war trotzdem sexistisch."
Diskutieren: "Überleg mal, seit wie vielen Jahrzehnten Massen an Geld in die Nachwuchsförderung von Männerfußball fließen..."