DGB/ Claudia Müller
Das neue Jahr steht vor der Tür. Zeit, deine Vorsätze zu sortieren. Ein Thema, das unbedingt weit oben auf deiner Liste stehen sollte: Deine Finanzen! Hier kommen 5 gute Vorsätze, die du dir für 2022 vornehmen kannst.
„Darum kümmer ich mich, wenn ich mehr Zeit habe.“ Kennst du diesen Satz? Vielleicht von dir selbst? Egal, ob es an Zeit, Geld oder Muße fehlt: Überraschenderweise wird die Zeit nie einfach da sein. Es gibt immer spannendere Dinge, die du tun könntest. Frühjahrsputz zum Beispiel.
Finanzen erscheinen auf den ersten Blick vielleicht nicht spannend. Bei den meisten Menschen steigt aber der Spaß an einem Thema mit dem Wissen, das wir haben. Also: Je mehr Wissen wir aufbauen, umso spannender wird das Thema.
Finanzen sind wie eine Fremdsprache. Die Anfänge können hart sein; Vokabeln lernen macht selten Spaß. Aber das Erfolgserlebnis, wenn wir den ersten Kaffee in der Landessprache bestellen (und die Kellner uns verstehen!), ist Motivation für die nächsten Schritte.
Genauso ist es bei unseren Finanzen: Die Anfänge können schwierig und unübersichtlich sein. Aber wenn du die ersten Erfolgserlebnisse hast, wirst du immer mehr lernen wollen und richtig Spaß am Thema entwickeln! Hier findest du gute Informationen und Inspiration für den Einstieg:
Der erste Schritt, um deine Finanzen anzugehen, ist Ehrlichkeit. Falls es unangenehme Wahrheiten gibt, verdrängen wir die nämlich gerne. Ehrlichkeit und Transparenz helfen dir, die wichtigsten Punkte zu identifizieren, die du angehen solltest. Schau auf dein Konto: Hast du am Ende des Monats Geld übrig, oder überziehst du regelmäßig den Dispo? Hol auch alle Verträge, die du irgendwann einmal abgeschlossen hast, aus der Schublade und überprüfe sie. Lohnt sich der alte Riester-Vertrag noch?
Für das Überprüfen bestehender Verträge kann dir z.B. die Verbraucherzentrale helfen. Um dein Netto-Vermögen, also dein Vermögen nach Abzug deiner Schulden, zu berechnen, kannst du dir eine Vorlage herunterladen.
Zur Ehrlichkeit gehört auch ein Haushaltsbuch. Dort solltest du alle Einnahmen und alle Ausgaben aufschreiben, die pro Monat fließen. Wenn du das mindestens drei Monate lang durchziehst, bekommst du einen sehr guten Überblick über deine Finanzflüsse. Auch für das Haushaltsbuch kannst du dir eine Vorlage herunterladen. Außerdem stelle ich dir fünf Handy-Apps vor, die beliebt sind.
Die Grundlage deiner Finanzen ist der Notgroschen. Er lässt dich nachts ruhig schlafen und rettet dich, wenn du in einer schwierigen Situation bist. Der Notgroschen sollte so hoch sein, dass du und alle, die finanziell von dir abhängig sind, drei bis sechs Monate davon leben können. Das kann relativ viel Geld sein, denn du musst deine Miete, Versicherungen und Lebensmittel zahlen können. Das Haushaltsbuch kann dir dabei helfen, deinen „finanziellen Not-Bedarf“ zu berechnen.
Der Notgroschen rettet dich, wenn du deine*n Partner*in verlässt und kurzfristig aus deiner Wohnung ausziehen musst. Doppelte Miete zahlen, bis die Wohnsituation geklärt ist? Kein Problem dank Notgroschen!
Der Notgroschen ist auch dafür da, falls du deinen Job kündigst und noch keinen neuen Job hast. Drei Monate Sperre beim Arbeitslosengeld? Kein Problem dank Notgroschen!
Der Notgroschen hilft dir auch bei kleineren Notfällen: Neue Waschmaschine, Autoreparatur, Umzug. Es gibt viele Situationen, in denen es hilft, einen Geldtopf zu haben, aus dem du schöpfen kannst.
Um den Notgroschen nicht aus Versehen auszugeben, solltest du ihn auf einem separaten Konto lagern. Ein Tagesgeldkonto bietet sich an, aber es kann auch ein zusätzliches Girokonto sein. Wichtig ist, dass du ihn nicht auf deinem Alltagskonto lagerst, wo du ihn im Alltag schnell ausgibst. Gleichzeitig sollte er verfügbar sein, sodass du im Notfall auch um drei Uhr morgens am Geldautomaten auf ihn zugreifen kannst.
Der Notgroschen macht dich zu einem besseren Menschen, weil du es dir leisten kannst, zu deinen Werten zu stehen. Den Job ablehnen, der deinen moralischen Ansprüchen nicht gerecht wird? Die Parnter:in verlassen, die dir oder deinen Kindern nicht gut tut? An das Projekt spenden, das dir am Herzen liegt? Viele Entscheidungen hängen zu einem maßgeblichen Teil an Geld.
Sparen ist die wichtigste Grundlage unseres Finanzmanagements. Es reicht aber nicht. Nur, wenn du dein Geld investierst, kannst du wirklich davon profitieren.
Wenn du über 30 Jahre monatlich 100 € sparst, hast du insgesamt 36.000 € zurückgelegt. Die Inflation (ca. 2 % pro Jahr) sorgt dafür, dass diese 36.000 € nur 26.975,51 € wert sind; du verlierst also fast 10.000 €! Wenn du dieselben 100 € pro Monat investierst und 6 % Gewinn pro Jahr erwirtschaftest (was an der Börse sehr realistisch ist), werden aus diesen 36.000 € über 30 Jahre 97.953,09 €. Zwischen Sparen und Investieren liegen also fast 60.000 €!
Natürlich musst du bei diesen Berechnungen noch die Steuern einplanen und möglicherweise andere Abgaben. Aber die Richtung stimmt.
Du kannst bereits mit 1 € anfangen, in einen global aufgestellten Aktienfonds zu investieren. Natürlich kommst du mit 1 € nicht so weit wie mit 100 €; aber jeder Euro zählt! Dabei gilt:
Wir müssen nicht reich sein, um zu investieren. Wir müssen investieren, damit es reicht.
Hier findest du gute Informationen rund ums Investieren:
In Deutschland gibt es ein großes Tabu rund um das Thema Geld. „Über Geld spricht man nicht“ ist ein weit verbreitetes Sprichwort. Leider ist es auch ein immens schädliches Sprichwort. Nicht über Geld zu reden, hilft niemandem!
Viele Dinge machen mehr Spaß, wenn wir sie gemeinsam angehen. Sport, Kaffeepause, und eben auch unsere Finanzen. Motivier deine Freundinnen, gründet einen Finanz-Club, lest Bücher und tauscht euch aus. So lernt ihr von- und miteinander und könnt euch gegenseitig dazu motivieren, endlich einen Haken hinter eure Finanzen zu machen. Am Ende könnt ihr auch gemeinsam auf euch anstoßen!
Natürlich kannst du das Thema auch mit deinen Kolleg:innen oder deinen Kindern angehen. Eine gesunde Finanzbildung ist eine fantastische Grundlage für deine Kinder!
Tim Wegner
ist Ökonomin und hat mehrjährige internationale Arbeitserfahrung u.a. bei der Deutschen Bundesbank, wo sie für das Thema "Green Finance" verantwortlich war. 2017 hat sie das Female Finance Forum gegründet. Im Female Finance Forum lernen Frauen von- und miteinander den Umgang mit Geld und Finanzprodukten. Es findet kein Verkauf von Finanzprodukten statt, sondern Frauen bekommen die Grundlagen der finanziellen Bildung vermittelt.