Deutscher Gewerkschaftsbund

Warum uns wirtschaftliche Unabhängigkeit so wichtig ist...

"Wirtschaftliche Unabhängigkeit" ist kein Luxus. Im Gegenteil: Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist die Grundlage für unsere Eigenständigkeit und unsere Existenzsicherung. Ein Thema, dass sich über den gesamten Lebensverlauf erstreckt. Doch wie steht es um die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen?

Junge Frau schaut in die Kamera

DGB/Konstantin Sutyagin/123rf.com

Was wir (jungen) Frauen wollen

Gerade junge Frauen wollen: Auf eigenen Beinen stehen! Sie wollen im Arbeitsleben immer mehr ihren eigenen Weg gehen, ihre Karriere selbst bestimmen, auf Augenhöhe mit den Partner*innen stehen.

DGB/Was verdient die Frau?

Was uns daran hindert:

  • Da wären zunächst veraltete Rollenbilder in der Gesellschaft: So sind beispielsweise Kindererziehung und Hausarbeit für viele tatsächlich noch „Frauensache“, während Politik machen oder Häuser bauen als tendenziell männliche Kompetenzen gedacht werden.
  • Frauen arbeiten daher weniger im Rahmen ihres bezahlen Jobs und übernehmen mehr unbezahlte Sorgearbeit.
  • Rollenbilder haben auch Auswirkungen auf die Berufswahl. Viele Frauen entscheiden sich für andere Berufe als Männer – sodass es im Ergebnis frauen- und männerdominierte Berufen gibt.
  • Diese Berufe werden aber nicht gleichermaßen anerkannt. In den frauendominierten Berufsfeldern herrschen häufig niedrigere Löhne und schlechtere Arbeitsbedingungen vor – auch wenn es sich um gleichwertige Tätigkeiten mit ähnlichen Anforderungen handelt. Anders gesagt: Männliche Arbeit wird oft höher bewertet als weibliche. Das ist leider auch wissenschaftlich belegbar.
  • Weil viele Männer diese und andere Privilegien gern für sich behalten wollen, Frauen gleichzeitig viel zu oft viel zu wenig zugetraut wird und sie zudem noch immer als Risiko wegen möglicher Arbeitsunterbrechungen aufgrund von Schwangerschaften und Elternzeit gelten, ist der Karriereweg für sie häufig steiniger. Und früher zu Ende – Stichwort gläserne Decke.
  •  „Gläserne Decke“ steht für die Tatsache, dass Frauen absolut selten in die obersten Etagen von Unternehmen oder Organisationen gelangen. Der Frauenanteil in den Vorständen der DAX-Unternehmen lag 2021 bei 17,5 Prozent, was wohl auch der im gleichen Jahr eingeführten gesetzlichen Frauenquote für Vorstände zu verdanken ist. Gleichzeitig zeigen Studien: Wo kein Druck ist, passiert auch nichts.

Mit welchen Konsequenzen wir leben

  • Frauen verdienen fast ein Viertel weniger als Männer. Sie haben deutlich schlechtere Chancen, auf dem Arbeitsmarkt ein existenzsicherndes Einkommen zu erzielen und ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit langfristig zu sichern.
  • Jede dritte Frau kann mit ihrem eigenen Einkommen nicht einmal ihren unmittelbaren Bedarf decken. Das Geld reicht nicht dafür aus, Miete, Lebensmittel, Versicherungen und Freizeitbeschäftigungen komplett selbst zu finanzieren.
  • Zwei von drei erwerbstätigen Frauen verdienen nicht genug, um für Phasen der Nichterwerbstätigkeit vorzusorgen (z.B. Arbeitslosigkeit oder Alter).
  • Nur jede vierte Frau kann von ihrem eigenen Einkommen sich und ihre Familie ernähren. Zum Vergleich – jeder zweite erwerbstätige Mann kann den Unterhalt für sich und seinen Nachwuchs erwirtschaften.

Wie wir das verändern können

Die Rahmenbedingungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen sich verändern, um Frauen zu ermöglichen, wirtschaftlich unabhängig zu werden und zu bleiben. Zentral dabei ist: Die Möglichkeit zur eigenständigen Existenzsicherung muss unabhängig von Lebens- und Familienmodellen gegeben sein. Veränderungen der familiären Konstellation, durch z.B. eine Trennung oder eine Schwangerschaft, dürfen die individuelle Existenzsicherung nicht gefährden.

Junge Frauen müssen empowered werden. Wir müssen uns gegenseitig dabei unterstützen, zu erkennen, dass nur unsere eigene Erwerbstätigkeit uns unabhängig macht. Wir müssen es schaffen, unseren Lebensunterhalt unabhängig von Partner*innen, Familie und Sozialleistungen zu finanzieren. Nur so können wir ein selbstbestimmtes Leben führen.

Unser Projekt

Genau an diesen Punkten setzt unser Projekt an: Wir informieren junge Frauen. Und wir bringen sie und ihre Themen mit Politik, Gewerkschaft, Betrieben und Verwaltungen zusammen. Leitend sind für uns dabei diese Fragen:

  • Welche Informationen brauchen (junge) Frauen, um sich für ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit einsetzen zu können?
  • Wie können Interessenvertretungen ihren Kolleg*innen zu mehr wirtschaftlicher Unabhängigkeit verhelfen?
  • Was können Gewerkschaften für junge Frauen tun?
  • Welche politischen Maßnahmen sind nötig?

Unser Fokus liegt auf dem gesamten Lebensverlauf von Frauen. Zu Beginn werden Entscheidungen getroffen, die Konsequenzen für die Zukunft haben. Die Berufswahl ist einer der Grundsteine für eine eigenständige Existenzsicherung. Gleichzeitig stehen zu diesem Zeitpunkt in der Regel andere Interessen im Fokus als in späteren Phasen der Erwerbstätigkeit. Deshalb sind Sensibilisierung, Information und Motivierung hier ganz besonders wichtig. Doch auch während der Familienphase, beim Wiedereinstieg oder vor dem Ruhestand triffst du wichtige Entschiedungen, die deine finanzielle Absicherung beeinflussen.

DGB/Was verdient die Frau?

Für mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen.