Deutscher Gewerkschaftsbund

08.07.2022

Die beliebtesten Ausbildungen junger Frauen

von Was verdient die Frau?

In der betrieblichen Ausbildung verteilen sich Frauen und Männer häufig sehr ungleich auf einzelne Ausbildungsbereiche. Mehr als die Hälfte der Frauen entschieden sich im Jahr 2018 auf 20 Ausbildungsberufe. Männer wählen etwas diverser. Liegt das an einer vermeintlich zu einseitigen Berufsorientierung? Was bedeutet es langfristig, dass Frauen und Männer unterschiedliche Berufe wählen?

Junge Frau mit Tablet vor Glasfassade

DGB/Ekaterina Prokovsky/123rf.com

Welche Ausbildungsformen gibt es?

Grundsätzlich gilt: Jugendliche und junge Erwachsene bevorzugen eine betriebliche Ausbildung: Von den rund 722.700 Ausbildungsanfänger-innen und -anfängern im Jahr 2018 haben sich rund 68 Prozent für eine betriebliche (duale) Ausbildung entschieden – und 30 Prozent für eine schulische Ausbildung.

  • Bei der betrieblichen Ausbildung findet der praktische Teil in einem Unternehmen oder einer Verwaltung statt, der theoretische Teil in der Berufsschule; man spricht daher auch von einer „dualen“ Ausbildung. Sie findet in bundesweit anerkannten Ausbildungsberufen nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder Handwerksordnung (HwO) statt. Sie dauert zwischen zwei und vier Jahren und wird vergütet.
  • Die vollzeitschulische Ausbildung wird an Berufsbildenden Schulen durchgeführt, zum Beispiel an Berufsfachschulen, und erfolgt nach bundes- oder landesgesetzlichen Regelungen. Die Ausbildungsträgerin oder der Ausbildungsträger ist für die gesamte Ausbildung einschließlich der fachpraktischen Phasen allein verantwortlich. Die Ausbildung dauert zwischen einem und drei Jahren. Meist wird die schulische Ausbildung nicht vergütet - im Gegenteil! Oft müssen sogar Schulgebühren bezahlt werden.

Junge Frauen und Männer verteilen sich sehr ungleich auf die beiden Ausbildungswege. Frauen befinden sich häufiger in einer vollzeitschulische Ausbildung, da sie sich häufiger für Berufe im Gesundheits-, Erziehungs- oder Sozialwesen entscheiden, die hauptsächlich im Rahmen der schulischen Ausbildung gelehrt werden. Der geringere Anteil von Frauen in der betrieblichen Ausbildung ist aber auch darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger weiterführende Schulen besuchen und öfter studieren.

Welche Ausbildungsberufe sind bei jungen Frauen am beliebtesten?

Beliebteste Ausbildungsberufe bei Frauen und Männern 2021

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung: Rangliste 2021 der Ausbildungsberufen nach Neuabschlüssen in Deutschland, eigene Darstellung

Vielleicht fällt dir beim Betrachten der Tabelle auf, dass sich Frauen und Männer zum Großteil für unterschiedliche Berufe entscheiden. So findet sich kein einziger technisch-naturwissenschaftlicher Beruf unter den Top 10 der Frauen, bei den Männern hingegen direkt auf Platz 1. Das kann an unterschiedlichen Interessen liegen, wird aber auch durch scheinbare gesellschaftliche Zwänge und Stereotype beeinflusst. So werden immer noch eine Reihe von Berufen als „Männer-“ oder „Frauenberufe“ bezeichnet. Dies kann aber dazu führen, dass Frauen schneller entmutigt oder sogar bei der Wahl eines „Männerberufs“ behindert werden. Dass du diesen Zwängen nicht folgen musst, zeigt jedoch beispielsweise der Girls‘Day, an dem du dich in vermeintlich „männlichen“ Berufen austesten kannst. Wichtig sind auch Mentor*innenprogramme oder Vorbilder in vermeintlich „untypischen“ Berufen, damit du genau den Beruf findest, der für dich der Richtige ist.

Wie viel kann ich während der Ausbildung verdienen?

Die Frage nach dem Gehalt ist für deine wirtschaftliche Unabhängigkeit sehr bedeutend! Da über Geld aber nicht immer offen gesprochen wird, ist es oft nicht leicht, zuverlässige Informationen über Einstiegsgehälter in verschiedenen Berufen zu finden. Eine gute Orientierung bieten hierbei Tarifverträge, die zwischen Arbeitgeber*innen und Gewerkschaften geschlossen werden und die die Arbeitsverhältnisse von einer Gruppe von Beschäftigten regeln.

Was kann ich tun?

1. Nimm dir genug Zeit

... für die Wahl des passenden Ausbildungsberufs! Überlege dir, welche Stärken und Interessen dich ausmachen und wie du diese in deinem zukünftigen Beruf nutzen kannst.

2. Nutze die vielen Angebote zur Berufsorientierung

... z. B. den Girl'sDay, um dich in den vielfältigsten Berufen auszutesten!

3. Informiere dich früh

... über die Vergütung während der Ausbildung und über mögliche Einstiegsgehälter. Denn auch wenn ein Beruf dein Interesse weckt, heißt es noch nicht, dass du mit deinem Einkommen deine Kosten decken kannst! Zu diesem Thema beraten dich die Gewerkschaften und deine Interessensvertreter*innen im Betriebs- oder Personalrat.

 

Quellen und weitere Informationen:

  • Die Initiative Klischeefrei liefert Informationen, Daten und stellt spannende Projekte rund um das Thema klischeefreie Berufswahl vor.
  • Initiative Klischeefrei (2018): Ausbildungswege junger Frauen und Männer im Vergleich.
  • Im Rahmen des Girls' Day können Schülerinnen sich jedes Jahr einen Tag lang in männerdominierten Berufen austesten (analog gibt es den Boys' Day für Schüler, die sich in frauendominierten Branchen umschauen wollen).
  • Auf abi.de, ausbildung.de, Einstieg.com gibt es Infos zu diversen Ausbildungsberufen, Erfahrungsberichte, uvm.
  • Die bestbezahltesten Ausbildungsberufe und umfangreiche Berufsprofile findest du hier.
  • Das Bundesinstitut für Berufsbildung veröffentlicht jährlich Statistiken zum Thema Ausbildung. Hier sind die Daten zu den Ausbildungsvergütungen für 2019.
  • Das Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe des Statistischen Bundesamts.
  • Zur Berufswahl junger Frauen beim BIBB